Samstag, 10. Januar 2015

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06.03.2012

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THUN • 4600 Tonnen Munition lagern auf dem Grund des Thunersees – so viel wie in keinem andern Schweizer See. Die Explosivstoffe bleiben dort, wo sie sind: unter zentimeterdicken Sedimentschichten. Dort seien sie am sichersten, erklärte das VBS nach vertiefter Abklärung.
Tobias Kummer
Ein Team von Fachleuten hat sich intensiv mit dem Umwelt- und Bergungsrisiko der versenkten Stoffe und Metallteile befasst und kommt zum Schluss, es gebe weder heute noch in Zukunft schädliche Einwirkungen. Es sei die beste Lösung, wenn gefährliche Munition und Munitionsrückstände unangetastet bleiben. Von 2005 bis 2010 hatte das Spezialistenteam ein Untersuchungsprogramm zur genauen Ortung der Objekte im Seegrund durchgeführt.
Auch das Korrosionsverhalten, die Eigenschaften des Sediments und die Schadstoffe wurden untersucht. Dabei liess das Team durch spezialisierte Firmen auch Testobjekte heben. Beteiligt waren unter anderem das Wasserforschungsinstitut Eawag, das Materialforschungsinstitut Empa, Universität und Kanton Bern, Armasuisse, Labor Spiez und weitere Firmen und Verwaltungsstellen. Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), das die Untersuchungen leitete, informierte Anfang Februar über die Ergebnisse: «Die Abklärungen haben keinen Hinweis darauf ergeben, dass die Seen durch die Munitionsablagerungen belastet werden.» Der grösste Teil der Objekte befinde sich in einer 25 bis 200 Zentimeter dicken Sedimentschicht im Seegrund. Die Verantwortlichen kamen zum Schluss, eine Bergung würde zu einer «erheblichen Störung des Seegrunds» und damit über lange Zeit zu einer Beeinträchtigung des Wasserökosystems führen. Eine selbständige Detonation könne praktisch ausgeschlossen werden. Beim Heben und Entsorgen der Munition bestünde Explosionsgefahr. Diese Tatsache, so folgert das VBS, «würde auf den Seen und in deren Uferbereichen über Jahre hinweg praktisch kaum umsetzbare Sicherheitsmassnahmen erfordern». 8000 Tonnen schwere Zeitbombe Der Vollzug der Altlastenverordnung, der Schutz der Ökosysteme und Missbildungen an Felchen des Thunersees, die im Jahr 2000 erstmals festgestellt worden waren, hatten das VBS zu den vertieften Abklärungen bewogen.
Durch die Ortung ergaben sich auch neue Schätzungen über das enorme Ausmass der Munitionsversenkungen durch die Schweizer Armee. Über 8000 Tonnen Munition und Munitionsrückstände lagern auf dem Grund des Thuner- und Brienzersees sowie im Urnersee und im Geersauerbecken des Vierwaldstättersees. Es handelt sich zum grössten Teil um Rückstände der beiden Munitionsfabriken Thun und Altdorf. Aus früheren Akten geht hervor, dass die Armee nach dem Zweiten Weltkrieg auch Fliegerbomben, Granaten und gewöhnliche Patronen in die Seen entsorgte. Die Masse besteht laut VBS zu zwei Dritteln aus Metallen und zu einem Drittel aus Sprengstoff, darunter auch TNT. Die letzten Versenkungen fanden 1963 im Thuner- beziehungsweise 1967 im Urnersee statt.

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